Projektreise "Vielfalt tut gut" nach Pecs vom 27. bis 30.05.2010

Bergbrüder aus Bad Schlema zu Gast in der ungarischen Uranstadt Pecs

Vom 27. bis 30. Mai besuchten 19 Mitglieder und 2 Vereinsfreunde der Bergbrüderschaft Bad Schlema e.V. im Rahmen des 13. Europäischen Knappen- und Hüttentages, gefördert durch das Bundesprogramm „Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“, die südungarische Bergbau- und Uranstadt Pecs. Diese ist 2010 eine der europäischen Kulturhauptstädte. Groß waren unsere Erwartungen auf die Tage in Pecs.

Als wir am Donnerstag gegen 15.00 Uhr nach ca. 16 Stunden Busfahrt in Pecs angekommen sind, nutzten wir die restliche Zeit des Tages, um bei einer Stadtbesichtigung Pecs kennen zu lernen. Monika, unsere ungarische Stadtführerin begleitete uns in die Innenstadt und zeigte uns die Sehenswürdigkeiten, wie das Theater der Stadt und den neu gestalteten Hauptplatz, die noch genutzte Moschee und die Kathedrale, das Wahrzeichen der Stadt. Am Abend besuchten wir dann ein renommiertes Weinlokal, mit eigenem Anbau und Kelterei, um dessen Weine zu verkosten. Der Weinanbau im Umland von Pecs wurde durch Einwanderer verschiedener Regionen bereits im 18. Jahrhundert begonnen.

Freitag früh um 8.30 Uhr empfingen wir zu einer Tagesfahrt ins Umland die ungarische Schülerin Retzi und ihren Mitschüler Achmed. Die beiden Schüler begleiteten uns den gesamten Tag, und es ergaben sich interessante Gespräche über Land und Leute, über das Schulsystem und die Probleme, welche durch das multikulturelle Leben dieser Region entstehen. Retzi und Achmed besuchen in Pecs eine deutschsprachige katholische Schule und legen bald das Abitur ab. Wir waren überrascht, wie gut sie uns verstanden und auch unsere Sprache beherrschten. 

Anna, unsere Reiseführerin an diesen Tag, nutze die Zeit im Bus, um uns ausführliche Informationen zur Region um Pecs zu geben.  Der erste Halt erfolgte in der Stadt Mohacs, die mehr als 900 Jahre alt ist und an der Donau liegt. Gleich nach unserer Ankunft warfen wir einen Blick in die Gedenkkirche und spazierten durch die Stadt vorbei an Denkmälern und dem Rathaus, bis zur Donau. Die Besiedlung von Mohacs erfolgte durch die Ansiedlung von katholischen Ungarn, Schokazen, griechisch-orthodoxen Serben und Deutschen, den so genannten Blau-Schwaben. Unser Weg führte uns weiter zu einer Buschowerkstatt. Buschomasken haben eine sehr lange Tradition in Mohacs und gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO. Mit Hilfe dieser Masken wurden angeblich die Türken verjagt. Seither wird der Sieg über die Türken mit den Buschomasken-Umzügen jedes Jahr gefeiert. Wahrscheinlicher ist die Annahme, dass dieses Fest im Frühling den Winter vertreiben soll. Wir konnten in der Werkstatt die Herstellung dieser kunstvollen Masken verfolgen und sogar selbst das Schnitzen probieren. 

In  Nagynyarad angekommen, wurden wir schon von einem Blaufärber schwäbischer Abstammung erwartet. In einem sehr guten schwäbischen Deutsch erzählte uns der 90-jährige Blaufärber, wie er sein Handwerk ausführte. Er zeigte uns seine Werkstatt und auch seine Schätze, die kunstvollen Muster, die er allesamt selbst entwarf und anfertigte. Heute führt sein Enkel das Handwerk weiter. Dieser Mann ist eine beeindruckende Persönlichkeit, und wir hätten ihm bei seinen Ausführungen gerne länger gelauscht. Als wir weiterfuhren verabschiedete er uns mit einem herzlichen Winken.
Nach dieser Fahrt ging es, erfrischt und in Festkleidung, zur Eröffnungsveranstaltung des 13. Europäischen Knappen- und Hüttentages im EXPO-Gelände. Dort trafen wir Bekannte aber auch neue Leute aus ganz Europa. Es war beeindruckend zu sehen, wie die große Gemeinschaft europäischer Bergbautraditionsvereine gemeinsam diese Eröffnung zelebrierte.  Frau Matko, Vorsitzende des Vereins „Kinderherzen in Not“, begrüßte Saskia, eine unserer jugendlichen Teilnehmerinnen mit einer Überraschung. Dem Verein  war es zu verdanken, das Saskia diese Projektreise überhaupt begleiten konnte, denn trotz Förderung erbrachte jede/r TeilnehmerIn einen Eigenanteil an den Kosten. Wir konnten auch Gespräche mit Teilnehmer anderer Vereine führen und Informationsmaterial unseres Vereins weitergeben. Nach dem anstrengenden Tag waren wir froh, uns später am Abend in der Innenstadt von Pecs dem Flair dieser Stadt hingeben konnten.
   

Der Samstag war der Tag der großen Bergparade. Zuvor besuchten einige Mitglieder unserer Gruppe die große neoromanische Kathedrale von Pecs, ein beeindruckender prunkvoller Bau. Wir hatten Glück und  konnten einem Orgelspiel mit Werken von Bach lauschen.  

Am Nachmittag – der Höhepunkt,  Bergbrüderschaften aus sieben europäischen Ländern stellten sich zur Bergparade. Diese führte durch die Innenstadt von Pecs. Wir präsentierten uns mit 19 Trachtenträgern sehr stark, brachten so Grüße aus Bad Schlema nach Pecs und wurden von den Besuchern der Bergparade mit stürmischem Beifall begrüßt. Das Abschlusszeremoniell auf dem Hauptplatz beeindruckte wohl jeden. Völlig neu war für uns, dass der musikalische Teil durch das gemeinsame Singen von bergmännischen Liedern aller Teilnehmer erfolgte. Als Dank für unsere Teilnahme erhielten wir ein Fahnenband an unsere Standarte gebunden.